Heilkunde

Die Medizin der Pharaonen war ebenso eine Medizin der Magie. Sie beruhte sowohl auf Theorie als auch auf Experimenten und sah den menschlichen Körper als Einheit mit Geist und Seele. Wurde ein Mensch von Krankheit befallen, hieß es nicht nur mit Kräutern oder sonstigen Mitteln zu helfen sondern es galt auch, die bösen Geister zu vertreiben. Der Kranke war unrein, da ihn Dämonen befallen hatten und er konnte nur durch einen Arzt, einen “reinen Priester der Sechmet” geheilt werden.

ImhotepAls besonders herausragender Arzt gilt Imhotep, der auch Architekt und Baumeister war und der die Stufenpyramide in Sakkara für Pharao Djoser errichten ließ. Er wurde in späteren Dynastien als Gott verehrt und auch die Griechen verbeugten sich vor ihm und erkannten Imhotep sowie deren eigenen Heilgott Asklepios als ein und dieselbe Person an. Außer Imhotep sind weitere 150 Ärzte namentlich bekannt, der große Teil der Ärzte des alten Ägypten bleibt wohl doch anonym.

Die Ärzte standen in hohem Ansehen und wie auch Inschriften bestätigen, gab es auch Spezialisten wie “Augenarzt des Palastes” oder “Baucharzt des Pharao”. Es gab auch Fachärzte für Gynäkologie, Wundärzte und Chirurgen. Die höchste Ehre war jedoch “Leibarzt des Pharao” zu sein. Ein Arzt übernahm eine Behandlung mit den Worten “Eine Krankheit die ich behandeln werde.” oder “Eine Krankheit mit der ich kämpfen werde.” oder er lehnte die Behandlung wegen Aussichtslosigkeit auf Heilung ab oder wenn er selbst mit seinem Wissen am Ende war und legte den medizinischen Fall in die Hände der Götter.

Die Ärzte hatten Zugang zum “Haus des Lebens” in dem die Ärzte ausgebildet wurden und in dem auch das Wissen aufbewahrt wurde und medizinische Fortschritte erzielt wurden. Dieses “Haus des Lebens” war innerhalb des Tempels ein geheimnisvoller Ort, dessen Magie den Außenstehenden verborgen blieb . Betrachtet man die ältesten medizinischen Papyri sind diese noch so gut wie frei von magischen Elementen. Erst in den späteren Generationen des Mittleren und Neuen Reiches nimmt der Anteil der Zauberpraktiken zu. Thot

Von den ägyptischen Göttern gilt besonders der Gott Thot - Gott der Wissenschaft Udjat-Augeund Kunst, der Medizin und der Mathematik - als Heilgott. Thot wird mit einem Ibiskopf und manchmal auch als Pavian dargestellt. Der Mythologie zufolge soll Thot dem Horus das bei einem Kampf mit Seth herausgerissene Auge zurückgebracht haben. Das Auge des Horus - auch Udjat-Auge genannt - ist somit auch ein am häufigsten anzutreffendes Symbol der Heilkunde und wird für Amulette verwendet.

 

Leider sind nur etwa ein Dutzend Papyri bekannt, die medizinischen Inhalt tragen. Daneben gibt es noch eine Menge von Zauberformeln, die für medizinische Zwecke verwendet wurden. Ein Großteil der medizinischen Papyri wurde in den Bibliotheken in den “Häusern des Lebens” aufbewahrt. Der umfangreichste dieser Papyri ist der “Papyrus Ebers”. Er ist auf keine Fachrichtung der Medizin spezialisiert und scheint ein Nachschlagewerk gewesen zu sein.

Es gibt auch wie z.B. den “Papyrus Edwin Smith”, in dem der Fall der Kopfverletzung beschrieben wird (die Übersetzung stammt von Wolfhart Westendorf - 1966).

1. Überschrift:

Informationen über eine Klaffwunde an seinem Kopf, zersplittert ist sein Schädel.

2. Untersuchung:

Wenn du einen Mann untersuchst mit einer Klaffwunde an seinem Kopf, die bis zum Knochen reicht, zersplittert ist sein Schädel; dann sollst du seine Wunde abtasten, und findest du jenen Splitterbruch , der an seinem Schädel ist, tief (und) eingesunken unter deinen Fingern; die Anschwellung, die auf ihm ist, steigt hoch; er gibt Blut aus seinen Nasenlöchern (und) aus seinen Ohren; er leidet an Versteifung in seinem Nacken; nicht kann er auf seine Schultern und seine Brust blicken.

3. Diagnose:

Dann mußt du sagen: einer mit einer Klaffwunde an seinem Kopf, die bis zum Knochen reicht; zersplittert ist sein Schädel; er leidet an Versteifung in seinem Nacken. Eine Krankheit, die man nicht behandeln kann.

4. Behandlung:

Du sollst ihn nicht verbinden, (sondern) zur Erde legen auf sein Ruhebett, bis die Zeit seines Leidens vorübergegangen ist.

5. Erklärung:

Was anbetrifft; zersplittert ist sein Schädel.
Das bedeutet: zersplittert ist sein Schädel, indem die Knochen(splitter), die infolge jenes Splitterbruches entstanden sind, eingesunken sind zum Inneren seines Schädels. Es hat das Buch “Über die Wunden” da(zu) gesagt: Das ist ein Zersplittern seines Schädels in viele Stücke, die eingesunken sind zum Inneren seines Schädels.

Arzneien und Krankheiten

Wie bereits erwähnt, herrschte zur Zeit der Pharaonen neben der Medizin auch ein sehr starker Glaube an die Heilung durch Magie. Neben magischen Zeichen und Sprüchen gab es unterschiedliche Arzneien zur Behandlung der Krankheiten. Ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl der Arznei war die Ähnlichkeit des Mittels zur Krankheit, die es heilen sollte. Beispielsweise wird im Papyrus Ebers empfohlen gegen Kopfschmerzen neben verschiedenen anderen Ingredienzen einen (wohl gemahlenen) Fischschädel zuzufügen. Ein anderes Beispiel ist ein Eselsohr, das für das “Trockenmachen des Ohres, wenn es Wasser absondert” verwendet wird. Es handelt sich dabei um das Ähnlichkeitsprinzip, einer Behandlung mit Sympathiemitteln. Trotzdem war den Ägyptern auch das Prinzip “Gegensätzliches möge durch Gegensätzliches geheilt werden” bekannt. Fieber wurde durch Kühlen gesenkt, Vitamin-A-Mangel (z.B. Nachtblindheit) wurde durch Gaben von Rinderleber kuriert. Die Leber wird nach dem Braten jedoch nicht gegessen, sondern die beim Braten austretende Flüssigkeit wird in das Auge geträufelt.

Es gab auch eine sogenannte “Dreckapotheke” in der Mittel wie Kot von Tieren oder Kindern, Schlachtblut, Vogelschnäbel oder auch Ziegenknochen Anwendung finden. Einige dieser Mittel sind durchaus wirksam und finden noch heute in mancher naturheilkundlichen Apotheke Verwendung.