Aus den Liedern des Neferhotep

Im Grab des Neferhotep sind drei verschiedene Harfnerlieder aufgezeichnet; Das Grab, Theben 50, gehört in die Zeit Haremhabs und gegen Ende des ersten Liedes wurden einige Verse nach der Parallele im Grab Theben 23 ergänzt. Das zweite Lied bringt als Kontrast zur üblich gewordenen Skepsis eine Art “Ehrenrettung” des Jenseits, das dritte betont die Erfüllung der kultischen Pflichten und verheißt dem Toten, daß er den Göttern ins Angesicht schauen darf.

I

Wie matt ist jeder gerechte Fürst, denn dieses gute Todesgeschick ist eingetreten!
Generationen schwinden dahin seit der Zeit Gottes, doch Nachwuchs tritt an ihre Stelle.
Re zeigt sich am frühen Morgen, und Atum ist untergegangen im Westgebirge.
Männer zeugen, und Frauen empfangen, jede Nase atmet den Lebenshauch -
wenn es tagt, sind schon ihre Kinder an ihre Stelle getreten.

Feiere einen Festtag, du “Gottesvater”! Gib Baumharz und bestes Salböl
miteinander an deine Nase, Kränze von Lotos und Persea-Früchten an deine Brust!
Deine Freundin, die du im Herzen trägst, sie schmiegt sich an deine Seite.
Laß Gesang und Musik vor dir erklingen, und kümmere dich nicht um irgendein Übel,
sondern gedenke der Freuden - bis jener Tag kommt, an dem man “landet”
in diesem Land, welches das Schweigen liebt ...

Feiere einen Festtag Neferhotep, du tüchtiger “Gottesvater” mit reinen Händen!
Ich habe alles gehört, was jenen Vorfahren zugestoßen ist:
Ihre Häuser sind zerstört, ihre Stätte ist nicht mehr, sie sind, als wären sie nie entstanden.
Seit der Zeit Gottes sind alle diese am Ufer deines Kanals,
aber dein Ba wohnt unter ihnen und trinkt ihr Wasser.

Folge ganz deinen Wünschen, doch gib Brot dem , der kein Ackerland hat,
damit dir ein guter Name zuteil wird für alle Zukunft ...

Feier einen Festtag, du mit reinen Händen, “Gottesvater” Neferhotep ...,
bis der kommt, der sieht, aber nicht gesehen wird,
der keine Fristen kennt am Tag, der die Herzen zerstört,
der das Haus zusammenfallen läßt, wenn er kommt.
Gedenke des Tages, da du gezogen wirst zu diesem Land, das die Menschen mischt -
es gibt keine Wiederkehr ...

II

Ihr tüchtigen Edlen alle und du Neunheit der “Lebensherrin”,
hört doch den Gesang, der für diesen Priester angestimmt wird
als Preis für seinen trefflichen Ba und seine vorzügliche Mumie, da er ein Gott ist,
der bis in Ewigkeit lebt und groß gemacht wurde im Westen.
Die Lieder dienen als Mahnung für die Zukunft für jeden, der dahingehen wird.

Ich habe diese Gesänge gehört, die in den Gräbern der Vorfahren stehen,
und was sie berichten, um das Diesseits zu erhöhen und das Jenseits herabzusetzen.
Weshalb tut man dergleichen gegen dieses Land der Ewigkeit, das gerecht ist,
ohne Schrecken, und den Streit verabscheut?
Keinen gibt es dort, der einen anderen fürchten muß, in diesem Land, das ohne Widrigkeit ist!

Alle unsere Angehörigen sind zur Ruhe gegangen in ihm, seit Anbeginn der Welt;
auch die, die sein werden in Millionen von Millionen Jahren, sie werden allesamt dorthin ziehen.
Es kann kein Verweilen geben in Ägypten und niemand, der nicht dorthin gelangt.
Die Lebenszeit, die auf Erden verbracht wird - einem flüchtigen Traume gleicht sie,
und man sagt “Willkommen, sei unversehrt und heil!” zu dem, der zum Totenreich gelangt.

III

Gedenke, o Herz, jenes Tages der “Landung”, ..., denn es gibt keinen, der daran vorbeikommt.
Kraftvoll und schwächlich sind einerlei Wesens - die hinauf und hinab fahren in ihrer Lebenszeit,
die landen danach am Ufer.

Du “Gottesvater”, was ist dein Wille, wenn du dich mit den “Herren der Ewigkeit” verein hast?
Wie dauernd ist dein Name, für ewig, der verklärt ist im Jenseits!
Alle Götter, denen du gefolgt bist, seit es dich gibt -
nun trittst du ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüber,
und bereit sind sie, deinen Ba zu empfangen, deine Mumie zu schützen.
Sie vermehren, was du auf deinen Armen trägst, sie werden sich deiner Schönheit zuwenden,
sie lassen den Opferaltar deiner Mumie fest bestehen,
und jeder Gott trägt seine Opferspeisen herbei.
Sie sagen zu dir “Willkommen in Frieden, du Diener, der für unseren Ka nützlich ist!” ...

Gut ist es, daß du bei den Göttern bist, daß man deiner gedenkt wegen deiner Vollkommenheit,
da du das Recht hast zum Eintritt in Heliopolis und das Geheimnis des Vorlesepriesters kennst.
Das Herz des Amun ist dir gnädig gestimmt, Neferhotep, du “Gottesvater”!
Dein Ba geht voran, wenn dein Sarg vorbeizieht, und Anubis hat seine Hände auf dich gelegt.
Die beiden Schwestern gesellen sich zu dir, und man vollzieht dir erneut die Reinigung,
wenn du zur Arbeit der Ewigkeit berufen wirst.
Der Gottesstein hat seine richtige Form, Salbe ist auf den Händen des Salbengottes,
deine Kleidung ist das Werk der Webegöttin Tait, und die Horuskinder sind dein Schutz.
Für dich setzen sich die beiden Klagefrauen an das Tor und klagen um deinen Namen ...

Du “Gottesvater” - dein Gedenken ist in Heliopolis, geschützt bist du in Theben,
und man muß dich nicht suchen bis in Ewigkeit, denn dein Name soll nicht vergessen werden,
da du gerechtfertigt bist im Hause des Ptah ...

 

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